Ja, hin und wieder gehe ich gerne
feiern. Inspiration kann nämlich wirklich überall sein, aber dazu
zu einem anderen Zeitpunkt mehr ;)
Es geht um ein Gespräch, welchem ich bei meinem jüngsten Clubbesuch beiwohnen durfte.
Die Musik ging mir nach einer Weile
tierisch auf die Nerven, weshalb ich mich in eine ruhigere Ecke
zurückzog, wo ich auch meinen Kumpel wiederfand. Bei ihm stand ein
junger Mann, der sich alsbald über die Musik ausließ, dabei aber
sehr sachlich blieb.
Wie gesagt, der schlechte DJ war der
Auslöser und bald waren wir in einem Gespräch über Talente und um
das Glück, sie Ausleben zu
dürfen und damit auch noch Geld zu
verdienen.
Der junge Mann entpuppte sich nämlich
als ausgebildeter Jazzmusiker, der schon einige Tourneen in
verschiedenen Ländern der Welt hinter sich hatte, nun aber aus dem
Business ausgestiegen war. Aus einem Business, in dem Talent
irgendwann zweitrangig wird, sondern eher die Bereitschaft seine
Seele zu verkaufen, einen nach vorne bringt. Man spielt das, was von
den Labels marktgerecht zugeschnitten wird. Massentauglich und mit
viel Gewinn am Ende. Das sei nun mal der Markt, sagte er.
Dann mischte sich mein Kumpel ein. Er
erzählte von seinem Verwandten, der in jungen Jahren klassisches
Instrument erlernt hätte und seit über zwanzig Jahren fest in einem
Orchester spiele.
Zwischen den beiden wurde aus dem
Gespräch mehr eine Diskussion. Der Jazzmusiker versuchte meinem
Kumpel zu erklären, dass sein Verwandter eben Glück gehabt hatte.
Die meisten können von ihrer Kunst nicht leben, schlimmer noch, wenn
die Musiker nicht dem Schönheitsideal der Gesellschaft entsprachen,
waren sie zwar im Studio willkommen, für die Vermarktung wurden
andere Individuen genommen. Mein Kumpel beharrte auf die
Lebensgeschichte seines Verwandten und schien in keinster Weise von
den Worten des Jazzmusikers beeindruckt.
Ich gratuliere meinem Kumpel zu seinem
Verwandten. Wirklich ernst gemeint. Ich bewundere Menschen, die ihre
Leidenschaft zum Beruf machen dürfen, die das tun, was ihnen in die
Wiege gelegt wurde, woran sie auch noch Freude haben und die auch
noch davon Leben können. Ich möchte mich selbst einmal zu ihnen
zählen.
Leider gibt es da auch noch eine andere
Seite: Sie nennt sich Realität und hat die Angewohnheit, uns unsere
Träume madig zu machen.
Die Realität nennt sich Markt. Hinter
dem Produkt Buch, um mal beim Thema zu bleiben, steht ein
riesengroßer Markt. Ein Markt, der übersättigt ist und doch immer
nach neuen Erscheinungen giert. Er möchte befriedigt werden.
Um als Autor auf diesem Markt zu
landen, muss man seinen Bedürfnissen entsprechen. Ich möchte nicht
behaupten, dass die Verlage die Autoren austauschen, wenn sie nicht
hübsch genug auf dem Cover aussehen. Dorthin wird es hoffentlich nie
gehen. Das Bedürfnis richtet sich eher nach neuen Geschichten.
Entweder wird man über einen Verlag
Autor. In einen Verlag reinzukommen ist erst einmal schwierig, aber
nicht unmöglich.
Oder man wird Selfpublisher. Es gibt
einige, die es geschafft haben, sich eine große Fanbase aufzubauen
und mittlerweile recht erfolgreich sind.
Erfolg oder Misserfolg hängen vom
Marketing ab, von der Zeit und vom Geld, die man darin investiert.
Egal, ob man nun selbst verlegt und die Finanzen alleine stemmt oder
ob ein Verlag das Buch publiziert.
Wenn man auf die Schiene Ich möchte
veröffentlicht werden! springt,
dann reicht das Talent bald nicht mehr aus. Talent zu haben ist das
eine, die Disziplin, an sich und seinen Texten zu arbeiten, sich
immer weiter zu entwickeln, was völlig andere. Dazu gehören
Hartnäckigkeit, Durchsetzungsvermögen und ein dickes Fell, was
Absagen, Kritik und andere Steine angeht, die einem in den Weg gelegt
werden können.
Talent macht für
mich nur einen kleinen Teil des großen Rades des Autoren aus.
Sicher, es gibt Leute, denen scheint alles vor die Füße zu fallen.
Die können schreiben, ohne jahrelang an ihren Texten zu feilen,
kennen A und B, die zufällig in einem Verlag arbeiten und ihr Buch
herausbringen und auch noch in einer Position sitzen, in der sie
erstklassige Verträge für sie abschließen. Solche Leute gibt es,
mit Sicherheit.
Aber irgendwann
wird das nicht mehr reichen. Man wird stehen bleiben, wenn man sich
nicht weiterentwickelt, denn der Markt und die Gesellschaft
entwickeln sich ständig. Auf dem Fantasymarkt ist es schon seit
geraumer Zeit ungewiss, was der nächste große Trend werden wird.
Ich möchte dem
Verwandten meines Kumpels in keinster Weise unterstellen, dass er
sich nicht weiterentwickelt hat. Bestimmt hat er das, sonst würde er
nicht schon seit zwanzig Jahren von der Musik leben können, mit
einem festen Arbeitsplatz. Das ist der Jackpot für Künstler.
Nur leider haben
nur die wenigsten sechs Richtige im Lotto.
Und das ist es, was
neben dem ganzen Talent, der harten Arbeit, der Disziplin und der
Auseinandersetzung mit dem Markt noch seine Finger im Spiel hat.
Das Glück.
Leider kann man es
nicht kaufen.
Wie seht ihr das?
Glaubt ihr, der
Markt hat sich verändert?
Wie merkt ihr diese
Veränderungen?
Inwieweit
gehört Talent dazu, sein Ziel zu erreichen?
Eure
Laura